Sparpläne sind in Deutschland seit Jahren ein fester Bestandteil der Finanzlandschaft, während sie in der Schweiz oft nur am Rande betrachtet wurden. Doch diese Zeiten könnten bald vorbei sein. Eine frische Initiative tritt auf den Plan, um die verschiedenen Interessen zu vereinen und das Sparplan-Konzept in der Schweiz zu revolutionieren.
Herr Caduff, Sie haben kürzlich eine Initiative für einen Kompetenz-Hub für das Sparplan-Ökosystem in der Schweiz gestartet. Was genau steckt dahinter?
Auf dem Finanzplatz Schweiz gibt es von allem sehr viel. International waren wohl die letzten wirklich grossen Errungenschaften Exchange Traded Funds (ETFs) und Krypto. Was hierzulande fast vergessen ging, sind Sparpläne, die es aber schon seit ewigen Zeiten gibt. Man muss das Geschäftsmodell also nur umsetzen. Unsere Initiative hat zum Ziel, Sensibilisierung und Aufklärung zu schaffen sowie Anbieter von Produkten und Sparplänen plus Dienstleister in diesem Ökosystem zu verknüpfen. Interessenten zeigen wir, wer in diesem Zukunftsmarkt aktiv und erfolgreich ist. Dies alles fördert auch den Wettbewerb. Dazu haben wir verschiedene Massnahmen definiert.
Die wären?
Es geht um vier Pfeiler.
1. Initiative: Sparpläne haben in unserem Land ein riesiges Potenzial, schauen Sie nach Deutschland. Unternehmen (Börsen, Banken, Fondsgesellschaften, Vermögensverwalter, Dienstleister), die bereits im Sparplan-Geschäft direkt oder indirekt aktiv sind oder es planen, können es mit ihrem Logo und Microsites in Deutsch und Englisch (Kontakte, Portraittext) der Finanz-Community zeigen.
2. Events: Auch werden diese Adressen automatisch zum 1. Fundplat «Sparplan-Experten» (Winter) Forum 2024 und zum 2. Fundplat «Sparplan-Experten» (Sommer) Forum 2024 ins Oberengadin eingeladen. Es gibt zehn spannende Kurzpräsentationen von unseren Experten. Diese Damen und Herren sind bereits online. Selbstverständlich wird darüber ausführlich berichtet.
3. Network: Während des Jahres sind die Experten dazu eingeladen, sich untereinander auszutauschen, um ihr Geschäftsmodell zu optimieren und ihre Aktivitäten damit weiter zu steigern. Mit den fünf gewählten Kategorien schaffen wir eine gute Abdeckung des Sparplan-Ökosystems in der Schweiz.
4. Kostenlos: Für die Buy-Side (z.B. Banken, Vermögensverwalter, Family Offices, Finanzberater) ist es kostenlos!
Wir haben für die Initiative innert weniger Wochen fast 40 Experten gewinnen können. Viele weitere werden folgen!
Sparpläne sind in Deutschland in aller Munde, hierzulande jedoch kaum bekannt. Auch das Angebot ist sehr gut überschaubar, praktisch nichts vorhanden. Warum ist das so?
Wahrscheinlich deshalb, weil sich unser Land als Private-Banking-Zentrum sieht, was es auch ist und wir alle darüber stolz sein können. Notabene ein Geschäft, das beinahe automatisch hohe Kommissionen abwirft. Da hat man das kleinteilige Sparplan-Geschäft gedanklich gerne verdrängt. Das wird sich aber für alle Adressen rächen, die nicht sehr bald auf den bereits fahrenden Zug aufspringen. Man sollte sich auch dafür Deutschland als Beispiel nehmen. Wer in unserem Nachbarland jetzt bei Sparplänen noch mitspielen will, kommt auf die entsprechenden Plattformen – wenn überhaupt – nur noch zu deutlich höheren Preisen. Natürlich wird es immer Adressen geben, die nur sehr vermögende Personen betreuen wollen, das ist auch völlig in Ordnung. Unser Finanzplatz hat ganz viele Facetten.
Wie soll Ihre Initiative diesem Thema Schub verhelfen?
Wir segeln mit dem Wind. Heute Morgen, 16.10.2023, habe ich diesen zukunftsweisenden Artikel gelesen, der aufzeigt, wohin die Sparplan-Reise in der Schweiz gehen wird. Bald werden Banken unter Zugzwang kommen, sich auch mit offenen Plattform-Lösungen anzufreunden. Die Depots nur mit eigenen Produkten abzufüllen, wird eines Tages nicht mehr reichen. Gerade die jüngere Kundschaft ist immer besser informiert, was im Internet ja auch ganz einfach ist.
Was sind denn die Vorteile von Sparplänen?
Man investiert monatlich einen fixen Betrag und erhält in einer schwächeren Marktphase mehr ETFs, Fonds oder Aktien, in guten Marktphasen dafür weniger. Also ist es ziemlich egal, wie sich die Märkte gerade entwickeln, da man einen langen Anlagehorizont hat. So bildet sich langfristig ein Durchschnittskurs – der sogenannte «Cost Average Effect» oder auch «Dollar-Cost Averaging» (DCA) genannt. Also eine kostengünstige Vermögensbildung dank Durchschnittspreisen (Cost-Average). Und der schöne Zinseszins-Effekt kommt noch hinzu. Kurzum: Sparpläne können die Basis eines intelligenten Vermögensaufbaus sein.
Wie müsste aus Ihrer Sicht ein gutes Sparplan-Angebot aussehen und wer sollte dies anbieten?
Ein Sparplan-Angebot kann nur «gut» sein, wenn es auf einer offenen Produkt-Plattform basiert. Jede Bank sollte dies anbieten. Es kann zwei Teile haben: Einmal ein Angebot für Investoren, die selber ihre Bausteine zusammenstellen möchten. Hier muss man darauf achten, dass man Produkte zur Verfügung stellt mit hoher Qualität und kombinierbaren Strategien (z.B. MSCI World, MSCI Emerging Markets, MSCI USA, MSCI Europe). Es sollten nicht zu viele Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, aber auch nicht zu wenige. Auf der anderen Seite kann man wirklich smarte Sparplan-Strategien vorschlagen, z.B. eine 60/40-Portfolio-Lösung, ein Multi-Asset-Portfolio, Boutiquen-Fonds, Private Equity und ein Krypto-Exposure, damit man hier einen Fuss in der Tür hat.
Fürchten sich Banken und Vermögensverwalter vor erodierenden Margen? Denn ein guter Sparplan darf nicht zu teuer sein, sonst «fressen» die Gebühren letztlich die Rendite auf.
Das sehe ich so! Ich fragte vor ein paar Tagen eine bekannte Adresse in der Deutschschweiz, ob sie unsere Initiative unterstützen kann. Ich habe nämlich auf ihrer Website ein entsprechendes Sparplan-Angebot – etwas versteckt – entdeckt. Die Antwort fiel dann entsprechend mit «wir verfolgen es gerne» aus. Prominent war auf der Seite natürlich das Know-how in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung positioniert. Diese Antwort war sehr kurz gedacht, und ich nehme an, sie wird im nächsten Jahr auch revidiert. Man kann nämlich überaus sinnvoll Sparpläne mit Beratung beispielsweise für taktische Trades kombinieren. Diese Überlegung haben in der Schweiz noch ganz wenige Adressen gemacht. Wir können also mit unserer Initiative getrost im Stuhl zurücklehnen: die Zeit läuft für uns.
Wir haben eine wachsende Anzahl von Anlegerinnen und Anlegern, die – auch dank Fintech-Apps – immer mehr zu Selbstentscheidern werden. Wer ist aus Ihrer Sicht die Zielgruppe, die darauf anspricht?
Jede Person, die regelmässig und breit diversifiziert über einen längeren Zeithorizont anlegen möchte. Nur ein Beispiel: Es macht wohl wenig Sinn, wenn ein Grossvater sich einen Sparplan einrichtet, aber für seine Enkelkinder ist es eine fantastische Idee. Sie werden ihm eines Tages bestimmt sehr dankbar sein!
Sehen Sie noch weitere Berührungspunkte für Sparpläne in der Schweiz?
Banken, Vermögensverwalter, Family Offices, Finanzberater & Co. bekommen damit quasi über Nacht ein neues Geschäftsmodell. Beispiel: Ein Vermögensverwalter kann damit sehr einfach die Kinder seines Kunden an sich binden. Wenn sie älter sind, sehen sie auf dem Depotauszug, dass der Geldbetreuer ihrer Eltern einen guten Job macht und die Chance steht dann bestimmt höher, dass sie dieser Adresse treu bleiben.
Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH in Zürich. Er ist seit über 40 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten das Börsenkommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Thomas J. Caduff diente ferner drei Jahrzehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommunikations-/Medienoffizier.
Author: Frank Frederick
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