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Euro NCAP: Best and Worst of 2022


Verkehrte Welt: Nicht Mercedes und Volvo teilen sich im Jahr 2022 das Podest der sichersten Autos, sondern zwei Tesla-Modelle und ein Lexus. Alles Tests im Überblick.

  • Insgesamt 60 Modelle in der Bewertung von Euro NCAP

  • Top-Ergebnisse verlangen mehr denn je beste aktive Sicherheit

  • Ein gutes Crashverhalten der Karosserie reicht seit 2020 nicht mehr aus

Fünf Sterne bei Euro NCAP – um die Höchstwertung des Verbraucherschutz-Konsortiums zu bekommen, reicht eine stabile Sicherheitskarosserie allein längst nicht mehr aus. Denn seit 2020 bewertet Euro NCAP auch, wie sich das Fahrzeug im Crash mit einem anderen Fahrzeug verhält. So gibt es Punktabzug für harte oder steife Strukturen an der Karosserie, die die eigenen Insassen auf Kosten des Unfallgegners schützen.

Immer wichtiger wird auch die aktive Sicherheit von Fahrzeugen. Die begehrten fünf Sterne gibt es nur noch, wenn Assistenzsysteme einen erheblichen Beitrag dazu leisten, Unfälle zu vermeiden oder zumindest die Schwere eines Unfalls deutlich zu mindern.

Bei allem zukünftigen Optimierungsbedarf – und das ist die insgesamt erfreuliche Nachricht – erhalten 47 von den 60 im Jahr 2022 getesteten Modellen die Höchstwertung von fünf Sternen. 12 Modelle erhalten vier Sterne. Und nur ein Modell schneidet richtig schlecht ab: der Dacia Jogger, der lediglich einen von den fünf möglichen Sternen bekommt.

Im Folgenden lesen Sie, wie sich die 60 Modelle im Detail bewährt haben und welche Sicherheitstests dabei jeweils zugrunde liegen. Die Informationen können beim Kauf eines Autos ein entscheidendes Argument sein.

Fünf Sterne: Viel besser als der Gesetzes-Standard

Lucid Air im Euro NCAP Crashtest
Newcomer aus den USA: Der Lucid Air bekommt fünf Sterne und landet auf Gesamtplatz 13© Euro NCAP

Grundsätzlich gilt: 5-Sterne-Sicherheit steht für eine hervorragende Gesamtnote für Aufprallschutz und eine gute Ausstattung mit umfassender und praxisgerechter Unfallvermeidungstechnologie. Null Sterne zeigen lediglich die Erfüllung der Typgenehmigungsnormen an, wichtige moderne Sicherheitstechnologie fehlt dann jedoch. Die vier Testkriterien, die unter anderem mit einem Front- und Seitencrash sowie einem Pfahlanprall ermittelt werden, sind:

  • Insassenschutz

  • Kindersicherheit

  • Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer (Fußgänger und Radfahrer)

  • Aktive Sicherheit (Assistenzsysteme)

Unter den getesteten Modellen befinden sich Kleinstwagen, Nobel-Limousinen, echte Geländewagen, Personentransporter und zahlreiche SUVs aus allen Klassen. Alle Fahrzeuge werden nach den gleichen Kriterien, Methoden und Bewertungen getestet.

Schauen Sie in die Tabelle, wo Sie in der Grundeinstellung des Reiters das Gesamtergebnis finden. Um die Teilergebnisse der Sicherheitsbewertung zu sehen, stellen Sie bitte den Reiter in der Mitte um.

Euro NCAP: Ergebnisse 2022

Die Sieger 2022 kommen von Tesla

Das beste Image, was die Sicherheit angeht, genießen seit Jahren Marken wie Mercedes oder Volvo. Und das tun sie auch zu Recht. Aber dass sich im Jahr 2022 der beste Mercedes auf dem vierten Platz wiederfindet, zeigt, wie hart die Hersteller inzwischen um die Lorbeeren kämpfen müssen.

Heckansicht des Tesla Model S
Am besten bewertetes Modell im Jahr 2022 ist Model S von Tesla© Tesla

Den ersten Platz teilen sich punktgleich Tesla Model S und Model Y. Beide Fahrzeuge schneiden in allen Disziplinen gut bis sehr gut ab. Der umstrittene "Autopilot" wird im Rahmen dieser Euro-NCAP-Bewertung nicht geprüft. Denn hier geht es ausschließlich um Fahrerassistenzsysteme, die nur dann eingreifen, wenn es gilt, einen Unfall zu verhindern.

Auf dem dritten Platz landet der Lexus RX, der sich wie die beiden Elektroautos aus den USA in keiner Sicherheitsdisziplin eine Blöße gibt. Platz vier geht an den Mercedes EQE. Bei den übrigen Mercedes-Modellen findet sich die C-Klasse auf Platz acht, die T-Klasse auf elf, der GLC auf Platz 15 wieder – Letzterer gleichauf mit dem elektrischen Volvo C40 Recharge.

Bis zu Platz 15 sind das alles sehr respektable Ergebnisse. Der Volvo C40 erzielt zum Beispiel einen Erfüllungsgrad von über 86 Prozent der maximal möglichen Bewertung. Zum Vergleich: In den Jahren 2020 und 2021 hatte der Testsieger, der Subaru Outback, einen Erfüllungsgrad von 88,8 Prozent. Der Sieger 2022, der Tesla Model S, erreicht nun 92,4 Prozent – das beweist den Fortschritt in der Sicherheitstechnik.

Dass auch hochwertige Autos gelegentlich patzen, zeigt das Beispiel BMW 2er Coupé. Der edle Münchner schneidet bei den Sicherheitsassistenten überraschend schlecht ab, sowohl wenn es um ungeschützte Verkehrsteilnehmer (Radfahrer) geht als auch bei Notbremsungen auf andere Fahrzeuge (Car-to-Car) sowie beim Spurhalten.

Schauen wir in die Details der schlechten Ergebnisse für den Dacia Jogger, wird am deutlichsten, worum es geht. Der Insassenschutz für Erwachsene und Kinder ist allenfalls mittelmäßig zu nennen, das Verletzungsrisiko teilweise hoch. Der Notbremsassistent erkennt weder Fußgänger noch Zweiradfahrer. Es gibt kein aktives Spurhaltesystem, und auch eine Multikollisionsbremse wie ein e-Call-Notrufsystem sind nicht an Bord. Alles Dinge, die dem Spardiktat beim Dacia Jogger zum Opfer gefallen sind.

Fazit: Knapp daneben ist auch vorbei

Während manche Hersteller im günstigen Preissegment das Thema Sicherheit aus Kostengründen weniger priorisieren, entsteht vereinzelt auch der Eindruck, dass zwar die fünf Sterne das erklärte Entwicklungsziel sein mögen, der maximale Schutz von Insassen und Unfallgegnern aber nicht an Stelle eins der Prioritätenliste steht. Und so verfehlt dann auch mal ein Premiumhersteller mit einem Modell die Fünf-Sterne-Auszeichnung – wenn auch knapp – wie BMW mit dem 2er Coupé.

Wer in der Weiterentwicklung von Fahrzeugsicherheit und Insassenschutz nicht mitzieht, kann auf Dauer im Wettbewerb nicht mithalten. Vor allem, wenn das Modell ungewöhnlich lange am Markt bestehen soll. Im aktuellen Euro-NCAP-Test zu sehen am Beispiel des VW Touran, der nur noch vier Sterne ergattern konnte.

Tipps für die Verbraucher

  • Ziehen Sie beim Fahrzeugkauf – auch bei einem Gebrauchtwagen – die Bewertungen von Euro NCAP zu Rate und achten Sie auf eine gute Sicherheitsausstattung.

  • Sparen Sie nicht an der Sicherheit: Bestellen Sie – wenn erhältlich – Extra-Sicherheitspakete.

  • Machen Sie sich mit der Bedienung des Fahrzeugs und der Sicherheitsassistenten vertraut (Bedienungsanleitung). Sie werden eventuell überrascht sein, was Ihr (neues) Auto alles kann.

  • Gestatten Sie sich und dem neu erworbenen Fahrzeug eine Eingewöhnungsphase.

Euro NCAP 2023: Verschärfung der Kriterien

Für das Jahr 2023 hat Euro NCAP neue Verschärfungen der Testkriterien angekündigt. Anders als bei der letzten Anpassung 2020 liegt der Schwerpunkt dann auf den Sicherheitsassistenten. Denn die Vermeidung von Unfällen ist der effektivste Schutz vor Verletzungen. Beispiele an Veränderungen:

  • Ein sich mit 60 km/h der Kreuzung näherndes Auto soll einen gleichschnellen Querverkehr erfassen und einen Unfall durch eine Vollbremsung verhindern können. Dafür benötigt es Kamerasysteme, die deutlich mehr zur Seite sehen als bisher.

  • Ab 2023 muss der Notbremsassistent auch angetriebene Zweiräder erkennen und auf sie reagieren können, um die volle Punktzahl zu erreichen. Die bisherige Software zur Erkennung, dass sich der Fahrer auf dem Zweirad bewegt, greift hier nicht mehr.

  • Der Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer wird verstärkt. Mussten die Notbremsassistenten bisher nur bremsen, wenn ein Fußgänger vor der Front des Autos auftauchte, so muss das Auto ab 2023 auch vor Fußgängern und Radfahrern bremsen, die sich dem Fahrzeug von hinten oder von der Seite nähern – eine Situation beim Abbiegen an Kreuzungen, wo Fahrradfahrer leicht übersehen werden. Insbesondere, wenn sie schnell fahren, um noch ihre Grünphase zu erreichen.

  • Wurde bisher ein leichtes Touchieren von Fußgängern und Radfahrern akzeptiert, muss ab 2023 die vollständige Unfallvermeidung gewährleistet sein. Grund: Auch ein leichtes Berühren kann zu einem Sturz mit schweren Verletzungen führen.

  • Die Systeme zur Temporegelung müssen nun intelligentere Funktionen aufweisen und daher Kurven, Kreisverkehre, Ampeln und Stoppschilder erkennen, den Fahrer informieren oder die Geschwindigkeit angepasst begrenzen. Auch soll der Assistent auf übermittelte lokale Ereignisse reagieren können, wie zum Beispiel Baustellen. Ebenfalls bewertet wird, wie sich das digitale Kartenmaterial updatet oder updaten lässt.

Der ADAC beteiligt sich im Rahmen der Unfallforschung maßgeblich an der Entwicklung neuer Euro-NCAP-Tests, sowohl für die aktive Sicherheit (Sicherheitsassistenten) wie auch für die passive Sicherheit (Fahrzeugcrash).

Hier finden Sie weiteres Wissenswertes rund um das Thema Crash und Insassenschutz.

Fachliche Beratung: Burkhard Böttcher, ADAC Technik Zentrum

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Author: Mark Bond

Last Updated: 1702619762

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