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FTX: Was Sie über den Krypto-Crash wissen sollten


Der Aufstieg von FTX war phänomenal. In nicht einmal drei Jahren erreichte die Kryptobörse eine Bewertung von 32 Milliarden US-Dollar. Mitte November 2022 wurde bekannt, dass dem Unternehmen mehrere Milliarden in der Bilanz fehlten und es Insolvenz anmelden musste. Was genau dazu führte, dass eine der wichtigsten Kryptobörsen der Welt in die Pleite taumelte, soll auch der Prozess gegen den Gründer Sam Bankman-Fried klären. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Insolvenz von FTX sowie den Folgen für Anleger – und für Kryptowährungen wie den Bitcoin.

Was ist FTX?

FTX war einer der wichtigsten Handelsplätze für Kryptowährungen, also digitale Währungen, die unabhängig von Banken und staatlichen Institutionen sind. Auf der Plattform, gegründet im Mai 2019, konnten Nutzerinnen und Nutzer in Bitcoin und Ethereum, aber auch in deutlich komplexere Finanzprodukte investieren. FTX verdiente Geld mit Gebühren, die bei den Transaktionen fällig werden. Registriert ist das Unternehmen auf den Bahamas. FTX zählte nach einem rasanten Aufstieg zu den größten Kryptobörsen weltweit und konnte eine Reihe bekannter Investoren gewinnen, etwa das japanische Unternehmen Softbank oder den Vermögensverwalter Blackrock. Anfang November 2022 geriet FTX in finanzielle Schieflage und musste nach gescheiterten Rettungsversuchen Insolvenz anmelden. 

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Wer ist der FTX-CEO Sam Bankman-Fried?

Sam Bankman-Fried, genannt SBF, ist das nerdig-freundliche Gesicht einer sonst eher obskuren Branche. Er studierte Physik am Massachusetts Institute of Technology und heuerte 2014 bei einer Investmentfirma an, deren Trader mit hochgezüchteten Computern Differenzen zwischen den Kursen von Wertpapieren ausnutzen. 2019 gründete er FTX. Zeitweise war die Börse mehr als 30 Milliarden Dollar wert und machte seinen Gründer und größten Anteilseigner, zumindest auf dem Papier, zum Multimilliardär. Im Zuge der Insolvenz trat der 30-Jährige von seinem Posten als Vorstandschef zurück. 

Auf einer Veranstaltung der New York Times im Dezember 2022 beteuerte er, nie versucht zu haben, Betrug zu begehen. Er behauptet weiterhin, dass FTX seine US-Kunden auszahlen könne.

Im selben Monat wurde Bankman-Fried wegen Finanzvergehen gegen die Gesetze der USA auf den Bahamas festgenommen. Ende des Monats stimmte er seiner Auslieferung in die USA zu. Dort wird dem FTX-Gründer nun der Prozess gemacht. Bei den bereits zwölf vorliegenden Vorwürfen plädierte der Unternehmer in acht Fällen für nicht schuldig, zu den restlichen vier hat er noch keine Stellungnahme abgegeben. Ende März 2023 kam ein weiterer Vorwurf hinzu: Bankman-Fried soll 2021 versucht haben, chinesische Beamte mit 40 Millionen Dollar in Form von Digitalgeld zu bestechen, damit eingefrorene Konten freigegeben werden.

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Muss Sam Bankman-Fried länger ins Gefängnis?

Dem FTX-Gründer droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu 115 Jahren. Beim Prozess, der im Oktober 2023 begann, wies die Verteidigung die Betrugsvorwürfe zurück. Bankman-Frieds Anwälte sagten, ihr Mandant habe keine kriminellen Absichten gehegt. Die Behörden werfen dem FTX-Gründer hingegen die Veruntreuung von Kundengeldern und milliardenschweren Betrug vor. Sam Bankman-Fried soll nach ihren Aussagen heimlich Gelder verschoben haben, um damit zu spekulieren und seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren.

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Was ist Alameda Research und wer ist Caroline Ellison?

Noch vor FTX hatte Sam Bankman-Fried im Oktober 2017 das Unternehmen Alameda Research gegründet. Das erste Geschäftsmodell: Profit schlagen aus Kursunterschieden beim Kryptohandel zwischen Asien und den USA. Die Verbindung zwischen FTX und Alameda ist im Detail ziemlich undurchsichtig, soll aber zum FTX-Crash maßgeblich beigetragen haben. Als Chefin von Alameda Research setzte SBF die Mathematikerin Caroline Ellison ein. Die beiden hatten sich beim Handelshaus Jane Street Capital kennengelernt, wo Bankman-Fried seine ersten Erfahrungen als Händler machte. Zeitweise sollen die beiden auch eine Liebesbeziehung geführt und auf den Bahamas zusammengelebt haben. Zum Zeitpunkt der FTX-Pleite hätten sich Alamedas Außenstände auf acht Milliarden Dollar summiert.

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Warum ist FTX pleitegegangen?

FTX soll Kundengelder in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar veruntreut haben. Ein Großteil davon ist angeblich an Alameda geflossen. Das Unternehmen soll damit riskante Finanzwetten eingegangen sein. Wie das Portal CoinDesk berichtet, hinterlegte Alameda Sicherheiten für diese Kredite – allerdings in der Kryptowährung FTT, die FTX selbst herausgibt. Das Tochterunternehmen der Kryptobörse hatte also mit dem Geld seiner Kunden riskante Wetten abgeschlossen und als Sicherheit dafür eine von der Börse selbst erfundene Währung hinterlegt. Als diese Konstruktion bekannt wurde, sank das Vertrauen in FTT und die Kryptobörse FTX. Verunsicherte Kunden versuchten, ihre Einlagen zurückzubuchen. Dadurch wurde die Liquiditätskrise von FTX offenbar so groß, dass die Insolvenz nicht mehr abzuwenden war.

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Was haben der FTX-Konkurrent Binance und dessen Chef Changpeng "CZ" Zhao damit zu tun?

Binance ist die weltweit größte Kryptobörse und ein Wettbewerber von FTX. In der Gründungsphase von FTX 2019 trat Binance-Chef Changpeng Zhao noch als Förderer und Investor von FTX auf. Doch mit dem Aufstieg von FTX kühlte auch das Verhältnis zwischen den beiden Krypto-Stars SBF und CZ ab. Binance gab im Sommer 2021 seine FTX-Anteile für umgerechnet rund zwei Milliarden US-Dollar zurück und erhielt im Rahmen dieses Deals auch FTT-Coins im Wert von über 500 Millionen Dollar. Die Ankündigung von Binance, sich von seinen FTT-Beständen zu trennen, war einer der wichtigsten Gründe für den Crash der FTX-Hauswährung. Auf Twitter stellte Binance nach der Insolvenz von FTX eine Rettung des Konkurrenzunternehmens in Aussicht. Doch die Übernahme wurde bereits nach einem Tag abgeblasen. Viele Beobachter glauben, dass es einen Masterplan von CZ gab, um den Untergang zu beschleunigen. Binance-Chef Changpeng Zhao hat dies jedoch dementiert.

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Müssen FTX-Kunden um ihre Anlagen fürchten?

Viel Geld, auch von kleinen Anlegern, könnte verloren sein. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Immerhin wurden im Januar 2023 bei FTX Vermögenswerte in Höhe von fünf Milliarden Dollar gefunden – in Form von Bargeld, liquider Kryptowährung und liquiden Wertpapieren. Zudem sei die Firma "auf einem guten Weg", andere Anlagen mit einem Buchwert von 4,6 Milliarden Dollar zu verkaufen, sagte der mit der Insolvenz befasste Anwalt. Ende Januar stellten Bundesstaatsanwälte bei Sam Bankman-Fried Vermögenswerte in Höhe von fast 700 Millionen Dollar sicher.

Bei der ersten Anhörung vor dem Insolvenzgericht in Delaware hatten die Insolvenzverwalter angegeben, dass ein substanzieller Teil der Vermögenswerte von FTX gestohlen worden oder verschwunden sei. Demnach schuldet das Unternehmen seinen 50 größten Gläubigern rund drei Milliarden Dollar. Bis Ende September 2023 hatten Geschädigte die Möglichkeit, ihre Ansprüche einzureichen.

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Wie wirkt sich der FTX-Crash auf den Bitcoin aus?

Für den Kryptomarkt waren die Vorgänge rund um FTX ein Schock. Zwar sind die Anleger allerlei Skandale gewohnt, der FTX-Crash aber traf den Markt in einer heiklen Phase: Seit einiger Zeit stiegen weltweit die Zinsen, weil Notenbanken gegen die hohe Inflation vorgehen. Einige Zentralbanken begannen zudem, in der Krise geschaffenes Geld aus den Märkten zu ziehen. Steigende Zinsen und sinkende Liquidität schaden besonders riskanten Finanzanlagen, zu denen Digitalwährungen zählen. Entsprechend gerieten Bitcoin, Ethereum und andere Kryptoanlangen durch die FTX-Krise weiter unter Druck. Seit seinem Allzeithoch von knapp 70.000 US-Dollar hat sich der Wert eines Bitcoin – zunächst durch die steigenden Zinsen und Pleiten und Skandale um andere Unternehmen in der Kryptobranche, dann noch einmal wegen des FTX-Crashs – zeitweise auf weniger als 16.000 Dollar reduziert.

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Welche Unternehmen bedroht die FTX-Pleite?

Die Insolvenz von FTX erschütterte auch andere Unternehmen der Branche – und zudem auch institutionelle Investoren wie Staatsfonds oder Pensionskassen, die Geld in Kryptowährungen gesteckt und mit FTX Geschäfte gemacht haben. In der Kryptobranche meldete unter anderem die Kryptobank BlockFi Insolvenz an. Auch Binance-Anleger wurden nervös. Im Dezember 2022 zogen Kunden bei der Börse binnen 24 Stunden 1,9 Milliarden Dollar ab. 

Der Ökonom Kenneth Rogoff glaubt jedoch nicht, dass der Crash bei FTX eine nächste Finanzkrise auslösen wird. Kryptos seien noch nicht systemrelevant, das Anlagevolumen großer Investoren sei überschaubar. Dennoch sei die Pleite von FTX ein "entscheidender Moment" für die Szene, weil sie zu einem "Erdbeben" bei der Regulierung führen werde, die viele Staaten bisher verschlafen hätten. So hat die britische Regierung bereits angekündigt, den Markt für Kryptowährungen stärker regulieren zu wollen. Anleger sollten im Fall, dass ein Krypto-Unternehmen pleitegeht, Anspruch auf die Erstattung ihres investierten Geldes haben.

Mit Material von dpa und Reuters

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Author: Willie Rodriguez

Last Updated: 1698510722

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